„Die andere Front“ (1965) | Humanistisches Plädoyer gegen Krieg

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Die andere Front (1965) ist ein zweiteiliger Fernsehfilm des DDR-Fernsehens, der die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs aus einer ungewöhnlichen Perspektive erzählt. Regisseur Hugo Hermann („Geheimarchiv an der Elbe“) inszeniert hier keine heroische Schlacht, sondern eine moralische Zerreissprobe: Leutnant Barnack (Eberhard Mellies), ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier, versucht gemeinsam mit deutschen und sowjetischen Antifaschisten, 4.000 eingekesselte Soldaten vor dem sinnlosen Tod zu bewahren. Der Film, der 1965 im DFF erstausgestrahlt wurde, ist heute eine faszinierende Zeitkapsel – als humanistisches Plädoyer gegen den Krieg.

Russland 1945: Barnack, der in sowjetischer Gefangenschaft zum Antifaschisten wurde, kehrt als Unterhändler zu seiner alten Einheit zurück. Sein Ziel: Die Soldaten sollen kapitulieren, statt sich in aussichtsloser Lage opfern zu lassen. Doch fanatische Offiziere wie Oberst von Dörre (Fred Kötteritzsch) und Major Reinfurth (Hannjo Hasse) halten an Hitlers Durchhaltebefehlen fest. In atmosphärisch dichten Szenen – etwa nächtlichen Fahrten durch Sumpflandschaften – wird der Konflikt zwischen Pflicht und Gewissen greifbar.

Besonderheiten des Films

  1. Typisch für DDR-Produktionen werden deutsche Widerstandskämpfer und sowjetische Soldaten als Verbündete gezeigt. Bemerkenswert ist jedoch die Ambivalenz der Charaktere – selbst Barnack wirkt zuerst wie ein Mitläufer.
  2. Die Schwarz-Weiß-Bilder von Kameramann Karl Plintzner erinnern an Dokumentarfilme. Die Sumpfkulisse wird zum Symbol für Hoffnungslosigkeit und moralische Versumpfung.
  3. Der Film bezieht sich auf das Nationalkomitee „Freies Deutschland“, eine reale Gruppe kriegsgefangener Deutscher, die gegen Hitler agitierte.

Rezeption und DVD-Veröffentlichung

Der Film polarisierte: Während die DDR-Presse ihn als „wichtigen Beitrag zur antifaschistischen Erziehung“ lobte, kritisierten westliche Medien die einseitige Darstellung. Heute ist Die andere Front vor allem für Filmhistoriker interessant – und als Beispiel, wie DDR-Kino politische Botschaften mit spannendem Storytelling verband.
Verfügbar als DVD (ca. 124 Minuten)